Wenn das Leben still wird
Wie wir in Zeiten des Verlusts zwischen Funktionieren und Fühlen balancieren – und was uns dabei wirklich trägt.
Es war einer dieser Momente, in denen das Leben plötzlich innehält.
Nicht freiwillig, nicht geplant – aber mit voller Wucht.
Wir haben meinen Vater / meinen Schwiegervater verloren.
Ein Mensch, der über Jahrzehnte da war.
Verlässlich, herzlich, in seiner ruhigen Art verbunden mit allem, was Familie bedeutet.
Und plötzlich war da Leere. Und so viel zu tun.
Denn der Tod eines nahestehenden Menschen bringt nicht nur Trauer.
Er bringt Verantwortung. Entscheidungen. Organisation. Gespräche.
Formalitäten, Gefühle, Abläufe – alles gleichzeitig.
Ich habe funktioniert, weil es zu funktionieren galt.
Und doch war da noch etwas anderes.
Mitten im Alltag – mit Kindern, Familie, Beruf –
braucht es Raum, um zu fühlen.
Nicht später. Nicht irgendwann. Sondern mittendrin.
Raum, um über die gemeinsame Zeit zu sprechen.
Raum, um gemeinsam zu erinnern.
Raum für Tränen – und auch für Lächeln.
Denn so paradox es klingen mag:
Gerade in den schweren Momenten zeigt sich oft das Schöne so klar.
Die Wärme in einem Gespräch. Die Nähe in einer Umarmung.
Das echte Miteinander in einer Zeit, in der Worte oft fehlen.
Was uns diese Wochen gezeigt haben:
Es gibt keine „richtige“ Art zu trauern.
Kein System, das uns vorbereitet. Kein Plan, der uns durchträgt.
Aber es gibt Möglichkeiten, sich selbst in dieser Phase nicht zu verlieren.
Ein paar Dinge, die für uns wertvoll waren – und vielleicht auch für dich sein können, wenn du gerade ähnliches erlebst:
Funktionieren ist erlaubt. Du musst nicht sofort fühlen. Manchmal kommt das später – und das ist okay.
Fühlen ist wichtig. Auch im Alltag. Zwischen Terminen, zwischen Kinderfragen, zwischen To-do-Listen.
Sprecht miteinander. Gerade mit Kindern. Frag sie, hör zu, teile deine Gedanken.
Erinnert euch. An die schönen Seiten. An das, was bleibt.
Schafft Inseln. Kleine Momente, in denen du still sein darfst – auch wenn rundherum alles weiterläuft.
Wir schreiben dir das heute nicht, weil wir eine Lösung haben.
Sondern weil wir glauben, dass es wichtig ist, auch diese Seiten des Lebens sichtbar zu machen.
Nicht nur die lauten. Nicht nur die starken.
Sondern die, die uns leise verändern.